Webseite jetzt in Einfacher Sprache!

Verständlich schreiben, damit uns alle verstehen – von Sofia und Alexander

Mitglieder von Chancen gestalten haben unsere Vereins-Webseite übersetzt: Nicht ins Englische oder Arabische, sondern in Einfache Sprache. Seit dem 23. März 2022 ist die Seite in einer neuen, verständlicheren Fassung online. Wir hoffen, dass so mehr Menschen klar wird, was wir machen, wie wir es machen und warum. Wie es dazu kam, erzählen wir dir hier.

Texte für Menschen öffnen

Sprache kann ausgrenzen. Wir im Verein wollen jungen Geflüchteten und Zugewanderten helfen, sich schnell in Heidelberg zurechtzufinden. Wie können wir im Verein bei unserer Kommunikation damit anfangen? Eine wichtige Frage, auf die uns Krishna-Sara Helmle in einem Workshop zur „Einfachen Sprache“ Antworten lieferte. In ihrem Unternehmen Textöffner® übersetzt sie alle möglichen Texte – nicht in eine andere Sprache, sondern in Leichte Sprache oder in Einfache Sprache. „Das bedeutet, ich finde einfache Umschreibungen für gängige Begriffe. Ich öffne Texte für Menschen und Menschen für Texte“, stellte sie sich bei dem Workshop den Teilnehmenden im Juni 2021 vor.

Krishna hielt uns den Spiegel vor, indem sie einen schwierigen Satz von unserer Webseite vorlas. Dann gab sie uns Beispiele und Empfehlungen für einfacher formulierte Texte. Das löste bei uns ein Umdenken aus. „Wir stellten fest, dass unsere Mentoren dieses Thema mitbedenken müssen, wenn sie unsere Mentees begleiten. Also nahmen wir Krishnas Training fest in die Ausbildung unserer Mentoren auf. Aber ein kritischer Blick auf unsere Webseite bestätigte, dass diese nicht wirklich offen für alle ist“, erzählt Saba, die den Workshop organisierte. Die Sätze waren lang und verschachtelt. Fremdwörter und Redensarten waren nicht gut für unsere nichtdeutsche Zielgruppe zu verstehen. Gelebte Integration geht besser …

Die Webseite überarbeiten

Also bildeten Saba, Sarah, Maike, Alex, Daniel eine Arbeitsgruppe, um die Webseite zu vereinfachen. Später kam auch Sofia dazu. Wir setzten uns in der B-Fabrik in Heidelberg zusammen. Satz für Satz prüften wir die einzelnen Unterseiten und stellten fest: alles muss umformuliert werden. Dabei befolgten wir Krishnas Empfehlungen:

  • einfache Wörter benutzen,
  • Fachbegriffe erklären,
  • aktiv statt passiv formulieren,
  • auf Redewendungen möglichst verzichten,
  • maximal 12 bis 15 Wörter pro Satz verwenden,
  • schwierige Satzkonstruktionen vereinfachen,
  • für die Zielgruppe schreiben (unter anderem Nichtdeutsche),
  • Zahlen als Ziffern schreiben
  • und noch ein paar weitere mehr.

Lesen leichter gemacht

Im direkten Vergleich sieht das Ganze dann so aus:

Vorher: Schwierige, ausgrenzende Sprache

Integration direkt

Chancen gestalten schafft Eins-zu-Eins-Mentoring-Beziehungen mit ungefähr gleichaltrigen Ortsansässigen. Sie helfen dabei, kulturelle, sprachliche, organisatorische und andere Hindernisse zu überwinden und orientieren sich an den individuellen Bedürfnissen des jungen Menschen im jeweiligen Tandem.

Nachher: Einfache Sprache

Direkten Kontakt schaffen

Wir arbeiten mit einem 1zu1-Mentoring. Das heißt zwei Personen bilden ein Paar: eine aus dem Raum Heidelberg (Mentor*) und eine nach Deutschland zugewanderte oder geflüchtete Person (Mentee*). Sie lernen sich kennen und finden gemeinsam heraus, was dem Mentee hilft, in Heidelberg anzukommen.

Und was sagt die Expertin zu dem Ergebnis? „Es ist Euch gut gelungen, bei gleichem Inhalt auf der sprachlichen Ebene zu vereinfachen. Ich freue mich, dass meine Anregungen diese grundlegenden Veränderungen bei Euch bewirkt haben”, meint Krishna-Sara Helmle, nachdem die neue Webseite online ist.

Die Grenzen der Einfachen Sprache

Manche Begriffe mussten wir verwenden wie zum Beispiel Mentoring, Mentor, Mentee oder das Wort Integration. Solche Wörter können wir bei unserer Zielgruppe aber nicht voraussetzen. Daher haben wir sie mit einem Sternchen (*) markiert und in einer Liste erklärt. Wir sind aber auch auf Grenzen gestoßen. So haben wir uns bewusst gegen das Gendern entschieden. Wir haben also statt Mentor:innen zu schreiben, nur die männliche Version verwendet. Oder wir haben neutrale Formulierungen verwendet wie Geflüchtete und Zugewanderte. Zwar unterstützen wir den geschlechterbewussten Sprachgebrauch in der deutschen Sprache. Leider ist dieser nicht einfach zu lesen und nicht barrierefrei. Die bereits veröffentlichten Texte unter dem Menüpunkt “Aktuelles” lassen wir so wie sie sind. Es wäre zu viel Arbeit, diese alle in Einfache Sprache zu übersetzen.

Fortsetzung folgt …

Wir wollen von nun an bei allen unseren neuen Texten auf Einfache Sprache achten. Wenn Ihr irgendetwas nicht versteht – meldet Euch. Gerne führen wir die Übersetzungsarbeit fort. So beseitigen wir gemeinsam nach und nach schwierige Formulierungen oder sprachliche Stolpersteine.

Ihr möchtet konkrete Tipps für Einfache Sprache? Ein paar wichtige Hinweise von Krishna-Sara Helme könnt Ihr Euch hier herunterladen.

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